Unsere Gefühle haben viele Aufgaben: Die Gefühle verbinden, die Gefühle trennen uns, sie herrschen über uns, sie sprechen, sie können uns anspornen etwas zu erreichen, sind ansteckend, können uns aber leider auch bremsen. Ebenso können Gefühle auch von anderen Menschen unbewusst übernommen und als unser Gemütszustand verstanden werden.
So gesehen ist an den Gefühlen nichts Falsches.
Wenn aber die Gefühle uns so einnehmen, dass sie größer sind, als wir selbst, dann fühlen wir uns wie mit dem Wasserfluss mitgerissen zu sein und haben das Gefühl gar keine Kontrolle zu haben und der Situation völlig ausgeliefert zu sein.
Und da, genau da, liegt das Problem, was wir alle mit den Gefühlen haben.
Was an diesen Punkt verändert werden sollte, ist nicht das Gefühl, sondern mein Verhältnis zu diesem. Wir alle versuchen in solchen Momenten das eine, das Gefühl zu ändern oder zu unterdrücken.

Wahrnehmung von Gefühlen oder Identifikation mit Gefühlen
Umgang mit dem Gefühl von Scham
Schauen wir uns ein Gefühl, z.B. die Scham an. Kannst du einen Unterschied erkennen, ob du dich schämst oder ob du es einfach wahrnimmst?
Ersteres macht uns blind, starr, überwältigt uns, macht uns unfähig klar und rational zu denken und es macht uns außerdem klein. Die reine Wahrnehmung dessen lässt uns offen sowie klar bleiben und trennt uns vom Leid in diesen Moment.
Umgang mit Traurigkeit
Ähnliches geschieht bei Traurigkeit, was sehr oft vorkommt.
Wenn uns irgendeine Situation verletzt hat und wir dadurch die Traurigkeit spüren, gehen wir meistens in eine Identifizierung mit dem Gefühl und sagen ICH BIN traurig. Aber was passiert ab diesem Moment?
Da ich es BIN, kann ich es nicht mehr wahrnehmen und ich habe es zu einem Teil von mir gemacht, also zu meiner Identität.
Das Problem ist also, dass meine Aufmerksamkeit, nicht mehr bei meinem Gefühl, sondern bei dem ist, was mich leiden lässt (beim Objekt des Leidens).
Wir fühlen uns ab dem Moment von dem Gefühl beherrscht, anstatt das Gefühl nur wahrzunehmen.
Wie es dazu kommt, dass Gefühle uns überwältigen
Dann kommt noch was ganz Essenzielles ins Spiel: Wir verbinden das Gefühl mit der Geschichte, die wir UNS SELBST in dem Moment erzählen.
Wir erzählen uns die Geschichte mit unserem Verstand und haben dadurch weitere Reaktionen im Körper, also die nächste Empfindung (Gefühl), die durch diese Geschichte noch verstärkt wird und uns ganz einnimmt oder sogar überwältigt.
Ab diesen Moment, können wir das Gefühl nicht mehr wahrnehmen, da die Geschichte in unserem Verstand das Gefühl noch mehr vertieft und verstärkt, was wiederum unseren Verstand noch lauter werden lässt und wir verurteilen, beschuldigen noch mehr … was wiederum unsere Gefühle zunehmend verstärkt und … und da entsteht die berühmte Negativ-Spirale.
Es fühlt sich manchmal an, als ob wir darin beinahe ertrinken, uns komplett verlieren, dass wir das alles gar nicht mehr stoppen können oder den Knopf zum STOP drücken schon längst verloren haben.
Es können Stunden, Tagen oder Wochen vergehen, bis sich die Lage entspannen kann.
Wie wir die Negativ-Spirale unserer Gefühle vermeiden
Die Frage lautet:“ Können wir irgendetwas tun oder ist es besser von Anfang an nichts zu fühlen?“
Manche von uns haben sich tatsächlich entschieden nichts zu fühlen. Diejenigen muss ich leider enttäuschen, es ist nur eine Vermeidungsstrategie und funktioniert nur für kurze Zeit.
Ich darf meiner Aufmerksamkeit eine andere Richtung geben, welche ich nicht auf die Geschichte lenke, sondern auf mich selbst. Ich nutze die Macht der Aufmerksamkeit und richte sie auf meinen Körper. Diese Macht ist wie eine Gießkanne: Damit kannst du die schönen Blumen oder das Unkraut gießen, also nutze ihre Macht bewusst.
Ich richte sie also auf das Gefühl in meinem Körper und lerne es zu beobachten. Dann stelle ich mir selbst die Fragen:
- Welche Gefühl nehme ich gerade wahr in meinem Körper?
- Wo sitzt dieses Gefühl in mir?
Genau an diese Stelle kommt die MFL Herzintegration ideal zum Einsatz. Zum Beispiel „Ich sehe und fühle die Traurigkeit in mir ……..“
Dann gehe ich zu dieser Stelle im Körper und gebe den Gefühl Raum, wie fühlt sich das an? Was braucht das Gefühl von mir oder was möchtest es mir mitteilen?
So kommen wir in die Wahrnehmung von dem Gefühl und verlieren uns nicht in den Verstand (Ego) und dessen Interpretationen.

Die Vorteile der Wahrnehmung unserer Gefühle
Wir wachsen dadurch aus der irrtümlichen Identifikation mit dem Gefühl hinaus. Aus dem ICH BIN traurig wird: So fühlt sich die Traurigkeit an.
Wir projizieren nicht mehr unsere vergangenen Erfahrungen in die gegenwärtige Situation. Dadurch bleiben wir bewusste Beobachter, die wahrnehmende Instanz in uns und gleichzeitig ermöglichen wir dem Gefühl, sich uns zu zeigen, um anschließend wieder gehen zu können, statt wie eine eingefrorene Energie jahrelang in uns zu überleben.
Durch den bewussten Beobachter schaffen wir die Trennung vom Gefühl und dem Verstand, ansonsten halten die sich gegenseitig am Leben und gleichzeitig machen sie uns das Leben schwer. So lernen wir die problematischen Situationen anderes zu erleben oder besser gesagt … wahrzunehmen.
Viel Freude beim Wahrnehmen deiner Gefühle!